Betonwerkstein-Manufaktur
Bereits der erste Blick auf dem Weg zur Manufaktur lässt ahnen, was es in der Experimentierküche an Kunststeinernem zu entdecken gibt. Ein auf grüner Wiese platziertes knallrosa Sofa lädt zum Sitzen ein. Ute Bayer schmunzelt beim Erstaunen der Gäste, wenn sie entdecken, dass das gemütliche Möbel tatsächlich aus Beton gemacht ist. Einladender kann der Eintritt in die angeblich kühle Betonwelt nun wirklich nicht sein.
Doch beim Schlendern durch die Betonmanufaktur mit ihrem kräftigen Geruch nach Sand, Staub und Metall geht das Staunen dann erst richtig los, findet man sich doch in einer überquellenden Materialiensammlung wieder. In über fünfhundert blauen Schüttboxen lagern auf zwei Etagen alle nur erdenklichen Ingredienzien, über 250 verschiedene "Zuschlagstoffe", die hier ihrer einfallsreichen Verwendung harren. Da gibt es Natursteine in den verschiedensten
Körnungen und in allen Farbschattierungen, gröberen Schotter, bunt schillernde, winzige Glasstückchen, Sandmischungen aller Art, aber auch Recyclingzutaten wie Metallschrott. Hinzu kommen mit Farbpigmenten gefüllte Glasröhren, die den grauen Beton zum Leuchten bringen können. Selbst ein tiefes Dunkelblau - lange Zeit für unmöglich gehalten - lässt sich inzwischen herstellen.
Alles andere als Betonköpfe
Die Betonwerkstein-Manufaktur wird nicht nur von Ute Bayer auf gezielte Anfragen für oft ausgefallene Aufträge hin selbst genutzt, sondern sie ist vor allem auch eine Experimentlerwerkstatt für Interessierte aus den verschiedensten Bereichen. Inspiriert durch die Fülle möglicher Zutaten, durch zahlreiche plastische Objektdarstellungen wie Boden-, Treppen-, Wand- und Raumelemente oder das 1999 für den Karl-Reuss-Preis des Landesgewerbeamtes Baden-Württemberg nominierte Ensemble aus Betonwerkstein, kann das Farb- und Formenspiel unter fachkundiger und ermunternder Anleitung der "Drei Sterne-Köchin für Beton" im "Aktionsraum" neben den Lagerregalen nach Herzenslust erprobt werden. Hier gibt es keine technischen Berührungsängste. "Betonstein ist nicht nur geduldig, sondern macht vor allem neugierig", ist das Credo der Chefin.
Bayers Beton-Kunst-Küche scheut vor keinem noch so ausgefallenen Versuch zurück. Besonders Architektur- und Designstudenten haben seit Eröffnung der Manufaktur hier die neue Welt des Betons für sich entdeckt. Wer sich schon an den originellen Marmor-Beton-Kompositioneu gefreut hat, der wird beim Anblick der von Studenten der Ulmer Fachhochschule für Gestaltung in einem Workshop kreierten BetonWürfel im original schwäbischen Spätzle-Look - tatsächlich mit einer Spätzlepresse hergestellt! - erst recht begeistert sein.