Ein Hang zu gutem Wein und mehr Biodiversität
Bereits jetzt ist an vielen Stellen in den Reben zu sehen, dass FAIR’N GREEN wirkt, nicht nur für die Winzerinnen und Winzer mit dem geschulten Blick. »Es gibt deutlich mehr Grün in den Lagen und mehr Blühgewächse«, erläutert Philipp Scherer.
Das falle auch Wanderinnen und Spaziergängern auf, berichtet der Winzer: »Immer wieder werde ich bei der Arbeit im Weinberg darauf angesprochen, dass hier viel mehr Leben ist als noch vor zehn oder mehr Jahren.« Bienen, Schmetterlinge und viele andere Insekten werden durch die bunten und vielfältigen Blüten in den Weinberg gelockt und bereichern ihn. »Es gibt hier deutlich mehr Insekten als früher.« Das ist ein Ergebnis von FAIR’N GREEN. Erreicht wurde es mit viel Tatkraft, körperlicher Arbeit und vor allem Zeit. »Ein wichtiger Faktor bei FAIR’N GREEN ist der Verzicht auf Herbizide vor allem in den Lagen, die sich maschinell bearbeiten lassen«, sagt Scherer. Ersetzt wird der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln durch die mechanische Bearbeitung des Bodens. Statt ein- oder zweimal im Jahr mit dem Traktor durch die Rebstöcke zu fahren und zu spritzen, geht es für die Winzerinnen und Winzer und ihre Helferinnen und Helfer nun fünf- oder sechsmal mit der Hacke in die Lagen, um den Boden zwischen den Reben – der sogenannte Unterstock – zu bearbeiten und ungewollte Gräser oder Kräuter beim Wuchs zu stören. Dort, wo es möglich ist, kommt eine Maschine zum Einsatz, die von der WG Achkarren eigens dafür angeschafft worden ist. Ansonsten heißt es: Ärmel hochkrempeln!
Damit knüpfen die Winzerinnen und Winzer in Achkarren an die Arbeit früherer Generationen an, als Bodenbearbeitung allein mechanisch ablief, weil es Herbizide nicht gab oder diese schlicht zu teuer waren. »Mein Großvater hat es noch so gehandhabt«, blickt Philipp Scherer zurück. »Als die Nachfrage stieg, Traktoren statt Pferden zum Einsatz kamen und die Chemie preiswerter wurde, hat sich das gewandelt«, sagt der 29-Jährige, der im Aufsichtsrat der WG Achkarren sitzt und die Entscheidung zur Zertifizierung von Anfang an mitgetragen hat. Die mechanische Bearbeitung ersetzt nicht nur den Einsatz von Chemie, sondern trägt zur Belebung des Bodens bei. Gräser und Kräuter werden weder entfernt noch sterben sie komplett ab und dienen so als Feuchtigkeitsspender und Lebensraum für Insekten – gerade unter der Erde, wovon die Reben profitieren. Mehr noch: Nicht nur zwischen den Rebstöcken ist mehr Leben, auch in den Gassen. Spezielle Blühmischungen von AmBiTo, einem Projekt von FAIR’N GREEN und der Hochschule Geisenheim zur Stärkung der Biodiversität im Weinbau, bringen passende Pflanzen in den Weinberg und sorgen so für Farbtupfer. „Das ist schön anzusehen und trägt zu einer Bereicherung der gesamten Fauna und Flora bei“, lobt Scherer. Vor allem der leuchtend rote Rosenklee oder Inkarnat-Klee hat es ihm angetan. »Das ist ein echter Blickfang.«
Nachhaltiger Weinbau