Dinkel
Was es über das Urkorn und seine unterschiedliche Backtechnik zu wissen gibt.
1. Dinkel allgemein
Bis vor gut 100 Jahren war der bespelzte Dinkel noch das wichtigste Brotgetreide in Süddeutschland, Schweiz und Österreich.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde er fast vollständig von den modernen Nacktweizensorten verdrängt.
Gründe:
• die extreme Dinkelwuchshöhe und die daraus resultierende Neigung zur Lagerbildung
• der höhere müllerische Aufwand durch zusätzliche Arbeitsschritte, wie Entspelzung
• der geringere Ertrag
• die komplizierten Backeigenschaften
Seine erstaunliche Renaissance erlebte der Dinkel parallel zur Ausbreitung der biologisch bewirtschaften Flächen. Seine Robustheit, Anspruchslosigkeit, Krankheitsresistenz und vor allem sein hohes Stickstoffaneignungsvermögen sorgten dafür, dass vor allem im Ökolandbau und in Trinkwasserschutzgebieten heute wieder vermehrt Dinkel angebaut wird. Unterstützt wird das Ganze durch die ständig steigende Nachfrage der Verbraucher nach gesünderem Getreide mit mehr Bekömmlichkeit.
In 2019 und 2020 lag die Dinkelvermahlung in deutschen Mühlen bei rund 250.000 t. Die Steigerungen werden weitergehen.
Unsere heutige Grundwasserproblematik führt zwangsläufig zu immer strengeren Einschränkungen in der Landwirtschaft. Die Eintragung von synthetischem Stickstoff in die Böden ist vieler Orts schon gesetzlich begrenzt und wird weiter eingeschränkt werden müssen. Die heutigen Eliteweizen benötigen aber eine intensive Stickstoffdüngung, um ihre gute Backfähigkeiten zu generieren. Hier ist der Dinkel im Vorteil. Er bringt auch gute Erträge und Backqualität bei rein organischer Düngung und gedeiht auch auf mageren, steinigen Böden.
Leider wird seit einigen Jahren systematisch Weizen in Dinkel eingekreuzt.
Dinkeltypische Eigenschaften wie Wuchshöhe oder die Zusammensetzung der Korninhaltsstoffe verändern sich immer mehr und nähern sich dem Weizen an, mit all der Problematik, die uns aus den modernen Eliteweizen heute bereits erwachsen sind. Die angestrebten agronomischen Eigenschaften, sowie die Optimierung der Teig- und Backeigenschaften und die höheren Ertragsaussichten bringen die Erhaltung reiner Ur-Dinkel immer mehr in Gefahr.
Als Bäcker sollten wir heute genau hinschauen und uns über die Dinkelsorten, die wir verbacken möchten, im Vorfeld kundig machen.
Im Gegensatz zum Weizen enthalten reine Dinkel keine Omega-Gliadine. Omega-Gliadine sind heute die Labormarker zur Unterscheidung von reinem Dinkel und Weizen-Dinkel. Omega-Gliadine sind darüber hinaus verantwortlich Auslöser für Bäckerasthma zu sein. Sie sind Träger der ATI-Amylase-Trypsin-Inhibitoren, welche u. a. die Verdauungsenzyme hemmen. In reinen Dinkelsorten sind weniger solcher Antinährstoffe enthalten und es macht Sinn darauf zu achten, dass es auch so bleibt.
Aus einer Vergleichsuntersuchung von Dr. Herbert Wieser kann man ganz gut ableiten, was noch echte Dinkelsorten sind. Die wären:
Altgold-Rotkorn, Bauländer Spelz, Ebners Rotkorn, Neuegg Weißkorn, Oberkulmer Rotkorn, Ostro, Rechbergs brauner Dinkel, Roter Tiroler, Ruggers Babenhausener, Schlegel Dinkel und Schwabenkorn.
Omega-Gliadine
als Marker für Weizeneinkreuzungen werden nachgewiesen in:
Albin, Alkor, Franckenkorn, Hercule, Hubel, Rouquin, Renval, Rechbergs früher Dinkel, roter Schlegel Dinkel, Waggershauser Hohenheimer und Zollern Spelz.
Gerade Franckenkorn ist