Das Urban Mining von Kabelschrott
Europa ist in einer besonderen Situation hinsichtlich der Versorgung mit metallischen Rohstoffen. Die Spitzenindustrien wie Automobil, Chemie, Elektronik und Maschinenbau benötigen ständigen Nachschub für die Produktion. In Europa werden aber praktisch keine metallischen Rohstoffe gewonnen. Das bedeutet, dass annähernd 100 Prozent aller Roh-Metalle importiert werden müssen. In diesem Zusammenhang gewinnt das Recycling von Metallschrott und Kabelschrott eine enorme Bedeutung. Man spricht oft auch von Urban Mining, also dem städtischen Bergbau.
Seit über 100 Jahren hat die Wiederverwertung von Altkabeln eine lange Tradition und trägt nach Sammeln, Sortieren und Wiederaufbereiten dazu bei, dass weniger Energie für die Primärproduktion aus Erzen vergeudet wird. Dies unterstützt bei jährlich ca. 190.000 Tonnen Kabelschrott deutlich den Klimaschutz. Der metallische Kern in Kabeln besteht meistens aus Aluminium, Kupfer, Blei oder Stahl und ist umgeben von einer Isolationsschicht aus PE und Gummiummantelungen bzw. verschiedenen PVC Sorten.
Nach der oft manuellen Vorsortierung durch Fachpersonal beginnt die Zerlegung der Kabel mit der Zerkleinerung auf 25 bis 50mm Länge in Schneidmühlen, so dass im Anschluss die sortenreine Trennung der Rohstoffe folgen kann. Teilweise erfolgt dies auf magnetischem Wege – für z.B. die Stahlteile. Später nutzt man auf Sortiertischen auch die unterschiedlichen spezifischen Gewichte von Isolierung und Metallen. Kunstoffe werden auch abgesaugt oder die Chargen laufen über Siebe und durch Filter.
Der dabei zu erzielende Reinheitsgrad entspricht mit 99,9% fast dem von primären Rohstoffen. Die hierfür notwendige Energie beträgt jedoch nur einen Bruchteil der bei der Rohstoffgewinnung nötigen Energie. Aus der Differenz leitet sich die umweltschonende Nutzung ab, da Ressourcen gespart werden und CO2 reduziert werden kann.
Aus juristischer Sicht ist Kabelschrott ein Abfall, der zur Verwertung bestimmt ist. Hieraus ergibt sich, dass der Abfallerzeuger (und auch der Abfallverwerter) dem Abfallrecht unterliegt. In der Konsequenz bedeutet dies, dass der Abfallerzeuger verantwortlich ist, bis der Kabelschrott endgültig und schadlos verwertet wurde. Es ist also wichtig, einen verlässlichen Partner (Altmetallhandel bzw. Schrotthandel) bei der Entsorgung und Verwertung zu haben.