Ein Tagebuch aus Titeln
Etwas später, so in der Pubertät, war es unter den Mädchen ziemlich angesagt, ein Tagebuch zu führen. Auch ich besaß eins, nicht ungewöhnlich für einen, der gerne Schriftsteller werden wollte. Nun, statt lange Texte zu schreiben, wollte ich etwas anderes machen. Schon seit einiger Zeit sammelte ich damals Titel – Buchtitel, Filmtitel, vor allem zitatähnliche, wie bspw. „Der Tag, an dem die Erde stillstand“. So ersann ich für jeden meiner Tage einen passenden Titel, wie bspw. „Datum: Mein Tag, an dem ich in der Pause wegen einer Brezel die Fassung verlor“. Das & viele andere Titel schrieb ich da rein. Zunehmend wurden ganze Sprüche daraus. Eine Erfahrung, eine Erkenntnis, eine Weisheit. In 1,2,3 Sätzen. Damit bekam der Tag eine andere Bedeutung.